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Eine Gliederkette aus Gold

Der große Wunsch einer Kundin ist eine Gliederkette aus 585-Gelbgold. Die einzelnen Glieder sollen eine geradlinige Form haben, die Ösen langgestreckt und rechteckig sein. Insgesamt soll die Kette eine Länge von 43 cm haben und ergänzt werden können durch einen Anhänger aus 585-Gelbgold in Herzform.

Gliederkette in verschiedenen Mustern in Silber

Die Qual der Wahl – Welche Form soll die Gliederkette annehmen?

Für das Schmuckstück werden zunächst verschiedene Möglichkeiten gesucht, wie aus der vorüberlegten Materialmenge eine schöne Kette in der gewünschten Länge entstehen kann, deren einzelne Glieder so ausfallen, wie sie der Vorstellung und dem Wunsch entsprechen. Was direkt vor Augen ist, hilft natürlich bei der Entscheidung. Deshalb entwerfe ich zunächst einige Modelle – verschiedene Kettenabschnitte aus Silber. Sie sollen bei der endgültigen Entscheidungsfindung unterstützen.

Die Wahl ist getroffen

Es kann losgehen – die Gliederkette wird sich aus 23 größeren Ösen zusammensetzen, die eine langgestreckte, nahezu reckteckige Form haben und aus Vierkantdraht bestehen. Sie werden verbunden durch kleinere, ebenfalls länger gestreckte, Ösen aus Runddraht.

Entwurfszeichnung Kettenglieder der Gliederkette
Entwurfzeichnung der Kettenglieder

Groß und Klein

Für die größeren Glieder der Kette brauche ich 23 Ösen aus 1mm-Draht, zunächst Runddraht. Den Runddraht bringe ich später in seinen kantigen Querschnitt.

Die kleineren Verbindungsglieder, 24 an der Zahl, sollen aus etwas feinerem Runddraht bestehen. Dafür bringe ich 1mm-Draht mit dem Zieheisen auf einen Durchmesser von 0,6mm.

Um für die endgültige Länge der Kette flexibel zu bleiben – und falls in den Arbeitsprozessen nicht alles glatt laufen sollte … – fertige ich jeweils ein bis zwei Extraösen an.

Die großen Ösen sollen, bevor sie in ihre längliche Form gebogen werden, einen Innendurchmesser von 8mm haben. Dafür brauche ich insgesamt eine Drahtlänge von 707,5mm. Für die kleinen Ösen benötige ich eine Drahtlänge von 447,5mm.

Die großen Ösen …

… aus 1mm-Runddraht wickle ich auf einen Dorn mit 7mm Durchmesser. 8mm sollen es ja eigentlich sein – das Material wird zwar eng auf den Dorn gewickelt, doch es wird anschließend eine Kleinigkeit nachgeben, wenn es nicht mehr unter Spannung steht.

Der gewickelte Draht
Ösen für die Gliederkette
Nun wird der Draht vom Dorn gelöst und 25 Ösen gesägt

Bevor die Ösen in ihre längliche und vierkantige Form gebracht werden, müssen die offenen Sägestellen miteinander verbunden, d.h. gelötet werden. Dafür biege ich die Schnittstellen aufeinander. Sie müssen sehr genau aufeinanderstoßen, damit sie sauber verlötet werden können und die Schnittstellen ganz gerade aneinanderliegen.

Dann kann ich jede einzelne Öse mit Lot verschließen. Dafür benutze ich streng fließendes Lot, Lot I. Dies Lot benötigt mehr Hitze, damit es fließt; es liegt näher am „Soliduspunkt“ des 585-Gold der Ösen; d.h. sein Schmelzpunkt liegt relativ nahe am Schmelzpunkt des Goldes.

Anschließend versäubere ich die Lotstellen, wo es nötig ist, d.h. ich nehme überschüssiges Lot weg. Denn die Ösen werden nun auf einem Ösengriegel auf die gleiche Größe und in eine gleichmäßige runde Form gebracht. Besonders auf der Innenseite der Ösen würde das Lot sehr stören und beim Rundrichten Knicke im Draht verursachen.

Ösen auf dem Ösenriegel
Ösen auf dem Ösenriegel

In Form gebracht

Die großen Ösen biege ich im Schraubstock mit Schutzbacken in ihre längliche Form. Mit einer Spitzzange halte ich jede Öse an ihrer Lotnaht fest und drehe den Schraubstock vorsichtig zu. Das mache ich in mehreren Etappen, bis sie sich ihrer endgültigen Form annähern. Bei einigen Ösen bricht die Lotnaht wieder auf. Habe ich dort zu wenig Lot benutzt? Diese Ösen löte ich nochmal, die offenen Enden müssen wieder sauber aufeinanderliegen. Das ist nun etwas schwieriger, da die offene Stelle konvex auseinanderklafft.

Mit einer Halbrundzange und mit einer Flachzange verbessere ich bei jeder Öse noch manche Details. Denn im Biegeprozess im Schraubstock erhalten sie zwar schon ihre längliche, rechteckige Grundform, geraten aber natürlich noch nicht so schön formvollendet, wie sie sein sollen.

Nachdem alle Oberflächen und Kanten der Ösen mit Feilen, Schmirgelpapier und Schmirgelschwämmen ‚perfekt’ versäubert sind, werden sie in der Blechwalze flach gewalzt – so erhält jede ihre Vierkant-Form.

Ösen der Gliederkette
die großen Ösen schon in ihrem Vierkant-Grundschnitt

Anschließend kümmere ich mich nochmals mit der Halbrund- und mit der Flachzange darum, dass jede Öse schön gerade verläuft. Mit der Feile werden alle Kanten gebrochen und mit Schmiergelpapier und Schmiergelschwämmen die Oberflächen – die ein ganz zartes, aber doch sichtbares Muster von der Blechwalze aufgenommen haben – glatt versäubert.

kleine Ösen für die Gliederkette

Die kleinen Ösen …

… aus 0,7mm-Runddraht ziehe ich auf einen Dorn von einem Durchmesser von 3,7mm.

Daraus säge ich 25 Ösen; und auch ihre Enden biege ich jeweils so zusammen, dass sie mit Spannung aufeinanderliegen. Die Ösen werden gelötet, ihre Lotnähte versäubert und auf einem Ösenriegel nochmal schön rund gerichtet sowie auf eine einheitliche Größe gebracht.

Ihre längliche Form gebe ich ihnen, indem ich jede Öse an ihrer Lotnaht mit einer Spitzzange halte und mit einer Flachzange vorsichtig zusammendrücke.

Da sie einen runden Draht-Querschnitt behalten sollen, werden sie nun einfach noch etwas versäubert, dort, wo die Zangen kleine Macken hinterlassen haben.

Nun wird die Gliederkette zusammengesetzt

Alle großen und kleinen Ösen sind jetzt soweit – sie können zusammengesetzt werden. 🙂
Alle kleinen Ösen säge ich nun an ihrer Lotnaht wieder auf. Sie nehmen immer zwei der großen Ösen auf. Die kleinen müssen wieder zusammengebogen und gelötet werden. Dafür ist es wichtig, dass die Lotnähte der großen Ösen nicht in der Nähe der Flamme liegen. Daher habe ich die Stelle, an der ich die Lotnaht bei einer großen Öse vor dem Versäubern noch gesehen habe, markiert. Das ist nicht bei allen Ösen gelungen. Um nicht zu riskieren, dass die Nähte bei dieser Lötphase aufgehen, verwende ich Lot III, das schneller fließt (weichfließend) als das bisher verwendete Lot I (hartfließend). Dazu kommt, dass von den kleinen Ösen die Hitze der Flamme durch die anliegenden Ösen weggenommen wird. Es dauert also länger, bis das Lot seine Temperatur erreicht und fließen kann. Das ist bei dem feinen Draht hier ebenfalls ein Risiko – er könnte schmelzen.

Zu guter Letzt – die Gliederkette ist fertig

Fast fertig – sie besteht nun aus 24 großen und 25 kleinen Gliedern. Dazu kommen noch ein Karabiner-Verschluss, eine kleine runde Öse und ein Stempelöse. Die Kette ist etwas länger geworden als ursprünglich geplant. Ihre Länge beträgt nun knapp 45 cm. Falls das so nicht passen oder gefallen sollte, kann ein Kettenglied wieder herausgenommen werden.

Bevor sie jedoch mit Freude getragen werden kann, müssen noch ihre kleinen Glieder bzw. deren neuen Lotnähte versäubert werden. Einige bekommen einen ‘letzten Schliff’ mit der Zange für ihre Form, damit sie möglichst gleich aussehen und keine aus der Reihe fällt.

Dann darf die schöne Gliederkette noch ein ausgiebiges Bad im Schüttelfass nehmen, damit sie ihren herrlichen Glanz erhält.

Die Fertigung dieser Gliederkette war in ihrer jeweiligen Arbeitsphase – alles musste ja 25 bzw. 24 mal geschehen (sägen, löten, biegen, versäubern, wieder sägen, löten, versäubern …) – fast schon eine meditative Angelegenheit … 🙂

Weitere Stücke sind auf der Seite „Ellen“ zu sehen.

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