In der Goldschmiedearbeit gibt verschiedene Wege ein Projekt zu beginnen. Mal wird mit vorhandenem Material gearbeitet und ein anderes Mal wird „neues Material“ genutzt. In unserer Upcycling-Goldschmiede habe ich direkt mit einem schönen Projekt gestartet, um in die upcycling Materie einzusteigen: Ich habe ein geschmiedetes Ginkoblatt hergestellt.
Schmelzen
Hierfür habe ich hauptsächlich Altsilberreste aus Drähten und Blechen verwendet. Das gesammelte Silber habe ich dann sorgsam mit Flussmittel eingeschmiert. Später beim Schmelzen half mir das Flussmittel die Oxide zu reduzieren, die durch den Sauerstoff der Luft entstanden sind. Gerade bei geschmolzenen Material ist es wichtig, dass sich das Altsilber gut verbinden kann und keine Fehler im Material entstehen.
Für mich war spannend zu beobachten, wie sich allmählig die Oberflächenspannung beim Schmelzen verändert hat. Das gesamte Silber hat sich zu einer flüssigen Kugel zusammengezogen. Mit dem Titanstab, bei uns Goldschmieden auch bekannt als der „Finger Gottes“, habe ich das geschmolzene Silber immer wieder gut durchgerührt. Noch im flüssigen Zustand habe ich mit dem „Finger Gottes“ eine Ginkoblatt ähnliche Grundform versucht zu erzielen, allerdings bedarf es hierbei ein wenig Übung. Anschließend habe ich das Silber im Wasser abgekühlt.
Walzen und Schmieden
Mit der Walze habe ich die Materialstärke verringert, um die Ginkoblattform mehr nachzuahmen. Teilweise habe ich nur bestimmte Bereiche vom Blatt auf einem Brettamboss geschmiedet. Sobald ich beim Schmieden oder Walzen gemerkt habe, dass das Material härter wird und sich dadurch schlechter umformen lässt, habe ich das Silber geglüht, bevor ich weiter geschmiedet habe.
Sägen
Eine super Hilfe für mich war die gewünschte Ginkobattform auf der geschmiedeten Oberfläche aufzumalen. Dadurch konnte ich mir ein besseres Bild davon machen, ab wann ich anfangen konnte die erarbeitet Form auszusägen.
Alternativ zu der upcycling Variante hätte ich die Ginkoblattform auch aus einem „neuen Blech“ sägen können, um den Schmelzschritt zu überspringen.
Ziselieren
Sobald ich das Ginkoblatt ausgesägt hatte, begann ich den Ziselierkitt zu erhitzen und die Form einzukitten. Nach einer kurzen Abkühlzeit ging es dann an den nächsten Schritt: Gewappnet mit Punzen und Hammer, habe ich – mit Gefühl – die einzelnen zarten typischen Ginkoblattadern ziseliert.
Biegen
Um dem Ginkoblatt dann auch eine dreidimensionale Lebendigkeit zu geben, habe ich nach dem Auskitten dann mit Hilfe von verschiedenen Zangen eine organische Blattform gebogen. Damit am Ende das Gesamtbild auch abgerundet wirkt, habe ich den Stiel eingerollt.