Verkehrsschilder in Stand setzen
Mein Sohn ist erkältet. Er hustet. Genauer, es hustet ihn. Mitten in der Nacht, bei der fünften Hustenattacke, verkündet er, er weiß wo der Fuß des Stoppschildes ist! Hurra, also auf, den Fuß suchen. Mit Mühe lässt er sich auf den nächsten Tag vertrösten. Nun muss man wissen, den Fuß des Stoppschildes suchen wir schon so lange, dass ich nicht mehr weiß, wo das Stoppschild ist.
Der nächste Tag ist da, der Husten auch. Mein Sohn hat sich gemerkt, wir suchen heute den Fuß des Stoppschildes. Er zieht los in Richtung Keller. Es dauert, dann kommt er wieder, er hat Spinnweben im Haar, den Fuß des Stoppschildes hat er aber nicht. Hm. Auf Nachfrage berichtet er, der abgebrochenen Fuß sei damals die Kellertreppe hinuntergefallen und unter den Regalen verschwunden. Aha. Daher also die Spinnweben.
Die Frage, weshalb er sich jetzt an die Absturzstelle erinnert und nicht vor einem halben Jahr, die ist müßig. Gut, ausgestattet mit einer Taschenlampe bricht er zur nächsten Expedition in den Keller unter die Regale unter der Treppe auf. Ich will gerade hinterher, da hat es auch schon das charakteristischen „Dotz“ getan. Papa tröstet. Viele Küsse später ist klar – die Suche geht weiter. Zwei Taschenlampen und 3 Paar Augen können den Fuß des Stoppschildes auch nach wirklich gründlicher Suche nicht finden. Der Papa erklärt, wie praktisch das Stoppschild in jeden Untergrund gerammt werden könnte. Der Husten schüttelt unseren Sohn und unter Tränen erklärt er, dass das Schild nicht im Teppich halten wird.
Ich vermute, das das Stoppschild verschollen ist. Neeeeeeeeeiiiiiiiiiin! Erklärt mein Sohn ruhig. Er braucht genau 1 Minute, dann steht er mit dem Schild vor mir. Nur der Fuß, den hat der Staubsauger gefressen. Er liebt den LKW mit dem Anhänger auf dem die ganzen Verkehrsschilder transportiert werden. Und es ist seit einem halben Jahr ein Drama, dass das Stoppschild… egal.
Wollen wir einen Fuß bauen? frage ich. – Ja!
Er fragt gar nicht wie, sondern geht gleich in die Richtung meiner Werkstatt. Ich vermute, er hält sie für eine Autowerkstatt, oder er ist sicher, dass Goldschmiede ihren Lebensunterhalt mit der Reparatur von Fahrzeugen aller Art verdienen. Ihm ist jedenfalls auch klar, dass in der Werkstatt auch die Schilderreparatur stattfinden wird.
Das Stoppschild ist jetzt das tollste Schild von allen Verkehrsschildern. Wir haben ein passendes Silberröhrchen ausgesucht und abgesägt und zusammen auf der Silberronde mit dem Zirkel die Mitte markiert. Dann habe ich meine Punze eingeschlagen (wenn man einen solchen Quatsch macht, dann muss man ja auch wissen, wer das gemacht hat) und die Silberpunze eingeschlagen. Und dann habe ich das Röhrchen abgesägt und auf die Ronde gelötet. ein Tropfen Kleber und Schild und Fuß halten perfekt zusammen.
Der LKW bekommt den Anhänger angehängt, die Verkehrsschilder werden aufgeladen und die Baustellen werden mit Schildern versehen. Im Wohnzimmer ist alles wie immer, man kann keinen Fuß vor den anderen setzen – und dazwischen hustet es.
Meine liebe Britta, ich kann Dich förmlich vor meinem geistigen Auge sehen!
Ich werde meinen Fokus für den nächsten Kurs wohl umorientieren müssen…
Ich freue mich, Dich bald zu sehen und meine wunderbaren Stücke bei dir abzuholen.
Bis dahin,
Deine Chaos-Ildikó
Welch herrlicher zu lesender Text! Man kann sich in die Seelenqual des Kindes förmlich hineinversetzen! Und….. so eine tolle, kreative Mama hat auch nicht jeder! Applaus! Wenn ich meinen Ring abhole, möchte ich bitte das schönste aller Stopschilder bewundern können!
Danke!!! Und: aber gerne, das Stoppschild kann seinen Einsatzort ja kurzfristig in die Werkstatt verlagern 😀
Bis zur Ringabholung – herzliche Grüsse Britta