Ja, ich bin eine begeisterte „Gold-Schmelzerin“. Besonders viel Freude hatte ich daher auch beim Anfertigen eines Rings mit Herzmotiv aus dem Material einer weißgoldenen Uhr.
Ausfassen der Steine und Vorbereitung
Zu Beginn entnahm ich das Uhrengehäuse und fasste die einzelnen Brillanten aus dem Rahmen der Uhr. Daraufhin sägte ich genügend Material aus der Uhr heraus, um den beauftragten Ring mit aufgesetztem Herzmotiv zu fertigen. Dabei achtete ich darauf diejenigen Weißgoldstücke der ehemaligen Uhr zu verwenden, an denen möglichst kein Lot von der ursprünglichen Verarbeitung haftete.
Schmelzen und Walzen
Das ausgesägte Weißgold sammelte ich nun auf meiner Lötunterlage in zwei Haufen, um sie dann jeweils mit Flussmittel einzuschmieren und zu schmelzen.
Eine kleinere Menge des Materials schmolz ich für das spätere Herz und eine deutlich größere Menge für den späteren Ring. Herausfordernd beim Schmelzvorgang von bereits verarbeitetem Alt-Weißgold ist die Unkenntnis über Legierungs-Zusammensetzungen. Je nach Legierung kann es durch das Schmelzen zu Farbänderungen im Material kommen, z.B. kann das Weißgold gelblicher wirken als vorher. Gerade weil sich das leider nicht vermeiden lässt, ist in meinen Augen die ehrliche Kommunikation und Transparenz solcher Risiken gegenüber Kunden oberstes Gebot.
Außerdem gilt: Je mehr Innenvolumen des eingeschmolzenen Materials im Verhältnis zur Außenfläche, desto geringer ist das Risiko von Fehlerbildungen. Oder mit anderen Worten: Je größer der geschmolzene Weißgold-Klumpen, desto weniger Luftbläschen, Risse und anderes ungewollte Verhalten.
Mit der Kundin dieses Auftrags hatte ich daher zuvor vereinbart, dass ich mehr Material als zur Herstellung des Rings notwendig einschmelzen dürfte, um Materialfehler bei der Weiterverarbeitung der Uhr zu vermeiden.
Das geschmolzene Weißgold walzte ich zu einem Walzprofil, wobei ich immer wieder das Material glühte. Dabei stellte ich schon fest, dass die Legierung etwas „störrischer und spröder“ in der Verarbeitungsweise war und berücksichtigte dies bei der späteren Weiterverarbeitung. Die kleinere Menge walzte ich in der Blechwalze flach, so lange bis ich die gewünschte Blechstärke für das Herzmotiv erreicht hatte.
Ziehen und biegen
Das fertige Walzprofil zog ich durch das runde Zieheisen. Auch hier glühte ich das Material zwischendurch immer wieder. Anschließend wickelte ich den lang gezogenen Weißgolddraht eng auf den Ringstock. Ich nahm bewusst ein längeres Stück Draht, da ich bei der vorherigen Verarbeitung schon einige Hinweise darauf bekommen hatte, dass dieses Material zu Fehlerbildung neigt.
Ich suchte mir die „schönste Stelle“ der Wickelung aus und sägte eine große Öse ab. Die Enden lötete ich nun voreinander zu einem Ring.
Sägen und löten
Auf dem zuvor gewalzten Blech zeichnete ich nun ein Herz auf und sägte es aus. Danach feilte ich die Form etwas nach. Um den Ring besser mit dem Herz verbinden zu können, sägte ich mittig vom Herz eine kleine Führungsrinne.
Ich platziere beide fertigen Teile auf der Lötunterlage und lötete den Ring mit dem Herz zusammen.
Schließlich versäuberte ich alles und der Ring war bereit gefasst zu werden.