Witwenring – Witwerring. Ein trauriges Thema. Eine oder Einer bleibt allein zurück. Mit Erinnerungen, mit der Aufgabe das Leben neu zu sortieren – und mit einem Ring.
„Der Witwenring besteht aus den zusammengefügten beiden Trauringen eines Ehepaares, nachdem ein Ehepartner verstorben ist. Der Name Witwenring deutet an, dass er hauptsächlich von den überlebenden Ehefrauen getragen wird…“ (Wikipedia)
Der Ring, der jetzt „übrig“ ist, ist in meinen Augen aber nicht nur eine Erinnerung. Er ist eine Möglichkeit, das Leben neu zu sortieren. Als Goldschmiedin habe ich in all den Jahren einige Ringe zu Witwenringen zusammengelötet. Manchmal klassisch, aber so häufig sind es individuelle Ringe geworden, die das Vergangene mit dem Jetzt verbunden haben. Ich zeige hier mal ein paar Beispiele:
Ein Ring aus den beiden Eheringen. Aber die Ehe brachte so viel mehr als lediglich Zweisamkeit. Dieses „Mehr“ ist durch den weißgoldenen Ring und die Brillanten verdeutlicht.
Dieser Witwenring ist aus dem Gold der Ringe eingeschmolzen und zu einem neuen (alten) Ring geworden.
Das ist ein Witwenring, der alle guten Erinnerungen in sich vereint. Die Steine stammen aus Schmuckstücken, die sie von ihrem Mann geschenkt bekommen hatte und die sie auf diese Art alle auf einmal bei sich tragen kann.
Witwenring – Witwerring…
Dieser Ring hier ist ein Ring für einen Witwer. Auch diese Ringe haben verschiedene Abschnitte es Lebens abbilden können: Geheiratet wurde mit schlichten schmalen Ringen. Zu einem Jubiläum wurden die beiden Ringe mit einem Brillanten gekrönt. Als sie verstarb, habe ich beide Ringe verbunden. Nicht direkt, sondern mit all dem Strahlenden, das zwischen den beiden war, symbolisiert durch einen weißgoldenen Streifen.
Auch bei diesem Ring haben wir den Tauring – aber auch weitere geliebte Schmuckstücke zusammengeschmolzen, kombiniert mit ausgewählten Farbsteinen und Diamanten ist es ein komplett neues Schmuckstück. Aber dennoch vertraut und voller Erinnerungen.
Die beiden schmalen Ringe aussen, das waren die täglichen Begleiter des Ehepaares. Dieser Witwenring ist kaum als solcher zu erkennen. Und doch, jeder einzelne Stein mit jeder einzelnen Farbnuance wurde von ihr konzentriert ausgesucht und angeordnet – und steht symbolisch für ihre Ehe und alles was sich daraus gutes ergeben hat.
Ein Witwenring mit einem wunderschönen Safir als Mittelstein. Ein neuer Lebensabschnitt, begleitet von einem starken Ring.
Manchmal ist es emotional unerträglich einen Ring zu verändern. Es ist aber auch nicht möglich den Ring, so wie er ist, zu tragen. Wir haben einen schönen Farbstein gesucht, um aus dem Trauring einen Schmuckring zu machen. Den Ring verändern, so dass er emotional tragbar wird. Ihre Wahl ist auf einen Rubin gefallen, seine Lieblingsfarbe war rot. Jetzt kann sie einen Teil von ihm bei sich tragen und hat zugleich noch ihren Ehering, so wie er am Tag der Hochzeit gewesen war.
Ein radikaler Schnitt
Dieser Ring schaut aus wie ein Trauring, als Witwenring ist er kaum zu erkennen. Die Witwe hat eine mutige Entscheidung getroffen. Ihr Ring war mit vielen Brillanten besetzt und war ihr etwas zu eng geworden. Sein Ring war zu groß und mit lediglich einem Brillanten. Da sie fand, es war jetzt Zeit sich auf das Wesentliche zu besinnen, bat sie mich, den Ring ihres Mannes auf ihre Größe zu verkleinern. Dann suchte sie sich zwei weitere Brillanten aus den vielen Steinen aus ihrem ursprünglichen Ring aus und machte auf diese Weise aus ihrem und seinem Ring einen neuen Ring, der jetzt ihr Witwenring ist.
Wenn beide Ringe nicht in ihrer Art verändert werden sollen, dann können sie auch als Anhänger kombiniert werden. Zusätzlich gibt es mit dem Safir eine neue Mitte, so dass die beiden Ringe umeinander und um den Safir schwingen und drehen können.
Einmal Witwenring und zurück
Die Geschichte dieser Creolen mag ich ganz besonders.
Meine Kundin hat ihren Mann verloren. Früh. Sie bat mich die Ringe zu einem Witwenring zu machen. Diesen Witwenring trug sie ab da.
Jahre später kam sie zu mir und bat mich um Trauringe, da sie sich wieder verheiraten wollte. Die habe ich natürlich gerne für sie geschmiedet. Und dann sagte sie zu mir, ihr Mann habe zwar nichts dagegen, dass sie ihren Witwenring tragen würde. Aber sie fühle, es wäre doch jetzt nicht mehr richtig, sie sei nicht mehr nur Witwe. Und ausziehen und weglegen, das ginge doch auch nicht. Ob ich nicht eine Idee hätte?
Klar: So sind aus den Trauringen zuerst ein Witwenring und dann diese Creolen entstanden.
So kann man das Leben in Schmuck abbilden. So begleitet Schmuck das Leben. Auch bei so traurigen Anlässen.
Die Geschichte eines Witwenrings mit ‚Flügeln‚ und eine vom ‚fehlenden Teil‚ ist hier verlinkt.